Die 5 Plaids

Nordenholz x Klessmann

handgewebte Plaid-, Woll- und Leinenkombination

DIE 5 PLAIDS

In Zusammenarbeit mit dem Studio Klessmann aus Berlin habe ich 5 handgewebte Plaids entwickelt, jedes davon einzigartig und ein Unikat.
Die großzügigen Schals sind von den Materialien, Texturen und Farben meiner Handtaschenkollektion inspiriert.
Vor allem Leinen, Wolle und der warme Ton der Messingschlösser sowie das pflanzlich gegerbte Leder gaben die Hauptfarbinspiration.
Alle Plaids haben ein sich wiederholendes Streifenmuster, das hin und wieder von einem kleinen Streifen oder einzelnen Faden in einer anderen Farbe unterbrochen wird.

Diese „Störer“ sollen den handgemachten Charakter der Tücher betonen.
Im japanischen Ästhetikkonzept Wabi Sabi werden Unvollkommenheiten als wahre Schönheit verehrt.

Jeder Schal besteht aus einer Kombination aus italienischer Wolle und schwedischem Leinen, perfekt für einen Sommerabend oder einen Spaziergang am Meer.
Mit der Größe des Plaids können Sie sich darin einwickeln oder es über die Schulter werfen und die luxuriöse Eleganz des Plaids zeigen.

Ich traf Christina Klessmann vor über einem Jahr zufällig, als ich in meinem Atelier Stoffreste anbot und sie einige davon für ihre Arbeit kaufte.
Wir blieben über soziale Medien in Kontakt und ich war fasziniert von der Schönheit und dem Prozess des Handwebens.
Ich besuchte sie in ihrem Atelier in Berlin Charlottenburg und je mehr ich von dieser Technik sah, desto mehr war ich fasziniert.
Es scheint ein sehr anachronistisches Handwerk zu sein, besonders in einer Zeit, in der alles schnell und der Preis so niedrig wie möglich sein muss.
Aber es ist Handwerk in seiner reinsten Form. Die Langsamkeit und Genauigkeit des Prozesses machen es zu einem authentischen Produkt, ein höchst kostbares Produkt mit Seele.

Über Christina:

Christina Klessmann, geboren in Berlin, studierte Textildesign an der Universität der Künste in Berlin und am Institute Français de la Mode Paris, wo sie 1997 ihr Diplom erwarb.
Sie arbeitete 12 Jahre als künstlerische Mitarbeiterin am Institut für Textil- und Modedesign der Universität der Künste Berlin. Nach ihrer Ausbildung zur Handweberin eröffnete sie 2013 ihr eigenes Atelier in Berlin Charlottenburg.

http://www.christinaklessmann.de
Copyright Foto Christina: Sarah Winborn

Das Plaid

Das Reste-Projekt

DAS RESTE PROJEKT

Wenn es etwas Positives am Jahr 2020 gab, dann man Zeit hatte
um kleine Projekte und Kooperationen zu entwickeln.
Das Reste Projekt ist eine Zusammenarbeit mit Christina Klessmann und dreht sich um Stoff- und Fellreste
aus früheren Produktionen von Nordenholz.
Christina schnitt die Stoffstücke in kleine Streifen und fertigte daraus neue handgewebte Textilien,
in Kombination mit Leinengarn.
Daraus haben wir 11 Produkte kreiert: Taschen und Interieur.

Die 3 Beuteltaschen kombinieren das handgewebte Textil mit Resten von Schaffell.
Kleine Fellreste wurden zusammengenäht und mit Leder und den handgewebten Textilien kombiniert.

Die Arbeit mit den Überbleibseln, den Abschnitten, den Überbleibseln ist eine Betonung
das Slow Luxury Konzept von Agnes Nordenholz.
Slow Luxury bedeutet, das Material und unsere Ressourcen wertzuschätzen und vielmehr Unikate zu schaffen
als industrielle Massenproduktion.
Die Herstellung dieser Produkte erforderte viel Handarbeit und es ist diese Zeit und die Sorgfalt beim Prozess,
der die Produkte zu Produkten mit Seele macht.
Jedes Stück erzählt eine Geschichte.

Die Details zeigen die schönen Unregelmäßigkeiten der unterschiedlich langen Stoffstreifen, die von den Resten abgeschnitten werden.

Besuchen Sie das Atelier von Christina Klessmann.

Der Schäfer von Zimmern ob Rottweil

Der Schäfer von Zimmern ob Rottweil

Ein Besuch.

Das größte Vorkommen der seltenen Schafrasse Heidschnucke ist die Lüneburger Heide, ein Naturschutzgebiet in Norddeutschland. Der Naturparkverein Lüneburger Heide besitzt 6 Herden mit ca. 2200 Schnucken.
Mittlerweile gibt es aber auch diverse private Züchter in ganz Deutschland.
Bei meiner Recherche fand ich einen Züchter in Süddeutschland, 1 Stunde von meiner Heimatstadt Tübingen entfernt, mit Blick auf den Naturpark Südschwarzwald.
Ende Februar machte ich mich auf den Weg zu Marcel Tietze, dem Heidschnuckenschäfer aus Zimmer ob Rottweil.
Am Rande der Schwäbischen Alb ist es noch kalt, alles braungrau vom gerade geschmolzenen Schnee.
Ich treffe Marcel Tietze und seine Frau am gepachteten Schafstall am Ortsrand von Zimmern.
Kennengelernt haben wir uns auf Instagram – manchmal ist Social Media wirklich nützlich.
Herr Tietze hat meiner Bitte um einen Besuch sofort zugestimmt und meinte, dass er sich immer freut, wenn er über seine Arbeit mit den Tieren sprechen kann.

Tietze ist hauptberuflich Tischler.
Als Kind besuchte er oft den Schäfer im Nachbardorf, der auch 2 Heideschafe in seiner großen Herde hatte.
„Die Hörner, die grauen Haare, ich fand sie cool. Sie sind einfach nicht normal und ich mag, was nicht normal ist. “
Dann entschied er sich vor 10 Jahren, Heidschnucken selbst zu kaufen. Angefangen hat er mit 3 Grauhorn-Heidschnucken, jetzt sind es 42 und ein Schwarzkopfschaf. Sein Ziel ist mindestens eine Herde von 100, um alle Naturschutzgebiete in der Umgebung bearbeiten zu können.
Auch mit „nur“ 42 Schafen hat Tietze viel zu tun. Der Vorteil ist aber, dass die Heidschnucke ein Ur-Schaf ist, also nicht überzüchtet und daher sehr robust und weniger anfällig für Krankheiten ist. Außerdem ist die Schnucke sehr genügsam. Auch der karge Boden auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz wird von den Tieren gut genutzt. Tietze sieht seine Arbeit hauptsächlich als Landschaftsgestaltung. Mit der Heidschnucke ist wenig Geld zu verdienen.
Das Haar der Schnucke ist zu stark, um daraus Wolle zu machen, selbst das Filzen ist schwierig.
Für dünne Wolle, wie zum Beispiel Merinoschafe aus Australien, gibt es in Deutschland kein Klima.

Vor ein paar Tagen wurden die Schafe geschoren und die Wolle verschenkt.
Der Fleischanteil der Schnucke ist gering, im Gegensatz zu anderen hochgezüchteten Schafrassen, die zum Teil so breit gezüchtet wurden, dass sie bei einer Rückenlandung nicht mehr aus eigener Kraft aufstehen können.
Das Fleisch der Schnucke ist jedoch von sehr hoher Qualität. Es hat einen besonderen Wildgeschmack, schmeckt weniger stark nach Schaf als das Lamm anderer Schafrassen und ist sehr mager und eiweißreich. Heidschnucke ist eine Spezialität in der Slow-Food-Küche.
Die Freilandhaltung macht das Lamm zu einem perfekten Bio-Produkt.

Wir treffen die Heidschnucken im Schafstall, wo sie den Winter verbringen. Theoretisch könnte das Schaf mit seinem dicken Fell bei Schnee und Kälte draußen bleiben, doch das hat schon viele besorgte Anwohner verunsichert. Tietze verzichtet deshalb lieber auf die schwierigen Diskussionen und lässt die Küken überwintern im Stall.
„Alle schreien nach artgerechter Tierhaltung, aber niemand weiß, was das eigentlich bedeutet.“
Wir sind uns schnell einig, dass einiges an Wissen verloren gegangen ist und eine Art Entfremdung stattgefunden hat. Die Hirtengilde ist vom Aussterben bedroht, und Schafherden sind perfekt für die Erhaltung von Naturschutzgebieten und ein wichtiger Bestandteil eines ausgewogenen Ökosystems.
Gerade Schäfer wie Tietze mit viel Engagement und Verständnis für Nachhaltigkeit sind wichtig und sollten unterstützt werden. Dabei steht nicht die Gewinnmaximierung im Vordergrund, sondern die Leidenschaft für die Natur und das ganz besondere Urtier.
Im Gegensatz zu anderen Schafhaltern fällt die Lammzeit nicht mitten in den Winter, damit die Lämmer zu Ostern geschlachtet werden können, sondern der natürliche Rhythmus bleibt erhalten. Wir sehen einige hochträchtige Mutterschafe und es kann nur Tage dauern, bis die ersten Lämmer geboren werden. Die männlichen Lämmer werden erst Ende Dezember geschlachtet, die weiblichen bleiben Teil der Herde.
„Für mich ist es auch kein schöner Tag, wenn ich die Schafe dem Metzger übergebe. Aber das ist der Lauf. Der Weg zum Metzger beträgt nur 10 Minuten, damit die Tiere so wenig Stress wie möglich haben. Der Metzger schneidet das Fleisch für mich und ich bekomme es vakuumverpackt. “
Das Fleisch kann dann direkt bei Tietze gekauft werden.
Der Preis liegt bei etwa 25-30 Euro / Kilo.
Milchprodukte wie Schafskäse werden nicht hergestellt, da die Heidschnucke weniger Milch produziert als andere hochgezüchtete Schafrassen und diese den Mutterschafen zur Aufzucht der Lämmer überlassen wird.
Die Felle gehen in eine kleine Gerberei im Schwarzwald, wo sie noch mit Alaun, also ganz ohne Chemie, gegerbt werden

Im Gegensatz zu vielen größeren Gerbereien bekommt man dort genau die Häute,
die man geliefert hat. Auch das traditionelle Gerberhandwerk ist in Deutschland vom Aussterben bedroht. Viele Häute und Felle gehen ins Ausland, wo sie oft unter schlechten Bedingungen mit chemischen Zutaten kostengünstig aufbereitet werden. Eine Rückverfolgung zum Tier ist in diesem Fall meist nicht mehr möglich. Da der Verkauf der Felle nicht viel Gewinn bringt, würden manche vielleicht auf das Gerben verzichten.
„Die Idee, das Tier zu schlachten und die Hälfte wegzuwerfen, fände ich schrecklich.“ Frau Tietze bestätigt meine Herangehensweise an den Pelzeinsatz.
Tietze fasst seinen Idealismus perfekt in einem Satz zusammen:
“Am Ende verdienst du nicht viel, aber ich mache es gerne.”
Zum Abschluss besuchen wir eine der Wiesen, auf denen bald allerlei Kräuter und Wildpflanzen wachsen werden. Und dann wird es Zeit, die Heidschnucken wieder an die Arbeit zu schicken.
Ein inspirierender Nachmittag mit dem Schäfer von Zimmern ob Rottweil.

Foto: Theresa Schorer, Agnes Schorer
März 2021


 


Ein Gespräch mit Anna Wendt, Filmproduzentin

Ein Gespräch mit Anna Wendt, Filmproduzentin

Aufgewachsen im Berlin der 80er Jahre, die Arbeit in einer Männerdomäne und ein ambivalenter Feminismus

(Englische Übersetzung siehe unten)

Als ich Anna das erste Mal trifft, verbindet uns sofort die gemeinsame Sorge um die pflegebedürftige Mutter. Zu diesem Zeitpunkt waren wir beide intensiv damit beschäftigt, die Pflege zu organisieren, konfrontiert mit Demenz in all seinen Facetten, Bürokratie mit Krankenkassen und Behörden, absurden Alltagssituationen und einer emotionalen Erschöpfung. Wir reden über Verantwortung und Trauer, Schuldgefühle und den Kampf nicht nur für die Mutter, auch um die eigene Existenz.

Anna ist Berlinerin.
„Ich bin in Berlin-Charlottenburg aufgewachsen, direkt am Stuttgarter Platz. Ein geschichtsträchtiger Ort: nach dem Krieg florierte dort der Schwarzhandel, Herta Heuwer hat ums Eck die erste Currywurst verkauft, die K1* zog ein und machte ihr berühmtes Nacktfoto, später gab es ein Baghwan Café. Und, es war auch das Rotlichtmilieu mit Topless Bars und Puffs. Sexualität wurde sehr freizügig gelebt, antiautoritäre Erziehung war normal, da wuchs ich nicht gerade geschützt auf.“

Geboren 1975 im ehemaligen West-Berlin, beide Eltern sind Teil der antibürgerlichen Bewegung, aus den Engen der eigenen Familien nach Berlin geflohen, der Vater der Bundeswehr entwischt, bauen sie sich hier ihr neues, freies Leben auf. Die Eltern trennen sich, als Anna gerade 6 Jahre alt ist. Sie lebt von da an bei der Mutter, die emanzipiert und selbstbewusst lieber alleine lebt, als sich einem Mann anpassen.

Als Heranwachsende erfährt Anna früh den `Lolita Effekt´. Der Körper verändert sich, doch Anna definiert sich als Tom-Boy und möchte die Freiheit und Ungezwungenheit der gleichaltrigen Jungs leben, die weniger Aufmerksamkeit bekommen. Annas Aussehen wird vermeintlich wichtig. Sie erfährt viel Aufmerksamkeit von Männern, der sie sich nicht gewachsen fühlt.
„Für mich war Sexualität von Anfang an überfordernd. Noch nicht wissen was ‘richtig’ Küssen ist oder noch nicht mit einem Jungen schlafen zu wollen, war damals ein Grund als komisch zu gelten. Und schon früh wurde meine Verspieltheit, mein Lächeln oder interessiertes Zuhören, mit flirten, Zuneigung und Aufforderung verwechselt. Als ich dann damit aufgehört habe, galt ich als eingebildet und arrogant. Das war anstrengend.“ Anna schildert sich selbst als chamäleonartig, die sich jeder Situation anpassen konnte und trotzdem wollte sie unbedingt anders sein,
bloß nicht „normal“.
Ich habe komisch und verkrampft versucht passend, dabei aber unbedingt individuell zu sein. Als Trennungskind, ‚Berliner Schlüsselkind‘, war ich dazu viel allein und musste früh erwachsen werden.“

Erst die MeToo-Bewegung führt ihr vor Augen, dass das, was auch sie immer wieder erleben musste, Grenzüberschreitungen waren.
Es ist eine lange Entwicklung, bis sie auch ihre eigenen Wünsche definieren kann. Dabei hilft ihr vor allem die Arbeit mit der Körpertherapeutin Susanne Kukies, Natur, viel Bewegung und der kreative Ausgleich: Fotografieren, Schreiben, Malen und Goldschmieden.
Sie sieht sich früher als Vaterkind, vermisst ihn und orientiert sich an ihm.
„Damals war er in meinen Augen der Erfolgreiche, der Versorger, der, der es geschafft hat.“
Die oft zu laute, zu große Zustimmung und Unterstützung der Mutter sieht sie immer kritisch und sieht sich nach einer Bestätigung des Vaters, der meist eher unbeeindruckt ist.

„Die Mutter machte mich zum Genie, der Vater bemerkte mich kaum.“
Es scheint schwer, eine Balance zu finden. Anna will alles perfekt machen, um dann der Vorstellung der Mutter zu entsprechen und andererseits vom Vater gesehen zu werden.
„Meine Mutter wollte mich stark machen und ich hab mich mehr nach Trost gesehnt. Für mich war als Jugendliche alles so extrem schwarz oder weiß, keine Grautöne. Ich wurde mit 12 Mal in einer Radiosendung gefragt, ob ich schon auf Jungs stehe und was ich später mal werden will. Meine Antwort: Ich muss auf jeden Fall Karriere machen n , weil ich ansonsten auf der Straße lande oder als Prostituierte ende.“
Als sie erneut als Erwachsene die Aufnahme hört, wird ihr das schwarz-weiß Denken bewusst, der ständige Versuch perfekt zu sein, die Stärke sich selbst gegenüber.
Der Tod der Mutter, der große Verlust und die tiefe Trauer, eröffnen ihr neue Perspektiven. Ihr wird deutlich, wie wichtig und stark die Mutter, wenn sie als Frau war und ein wundervolles Vorbild, dass sie die, auch sehr laute und bunte, Konstante für Annas Leben bildete.
„Ich wünschte, ich hätte ihr das noch sagen können.“

Der Weg in die Filmbranche scheint in die Wiege gelegt. Ihre Mutter arbeitet als Maskenbildnerin für den Sender Freies Berlin und nimmt die Tochter mit auf Sets. Der Absender wird Annas zweites Zuhause und sie beobachtet die Stars in der Maske.
Der Vater ist erst Kameramann, dann gründet er seine eigene Produktions-Firma:
„Die eigene Firma meines Vaters hat mich als Kind sehr aufgenommen. Der eigene Laden, wenn er sagte: ich gehe in die Firma. Das fand ich cool.“
Nach der Schule zieht es Anna erst in viele unterschiedliche Richtungen. Sie möchte alles andere machen, nur nicht in die Fußstapfen der Eltern. Sie begeistern sich für Fotografie, Kunst und klassischen Gesang. Diplomatie findet sie spannend – alle paar Monate begeistert sie eine neue Idee.
Eine Agentin möchte sie als Schauspielerin vermitteln. Sie macht Fotos mit Jim Rakete und wird geschickt zu Castings.
„Zum frühen Zeitpunkt hatte ich nicht genug Selbstbewusstsein für die Schauspielerei. Das war missverständlich. Mein äußeres Erscheinungsbild und Auftreten im privaten Raum stand im Gegensatz zu den Castings, da hab mich hingesetzt, die Hände unter die Schenkel und war komplett paralysiert.“

Inspiration findet Anna durch ihre Freundinnen und oft auch durch Musikerinnen wie Patti Smith, die sie unter anderem mit ihrem „Advice to the Young“ stark geprägt hat, Florence Welsh und zuletzt Billie Eilish. Als Anna `Ocean Eyes´ das erste Mal hört, ist sie in den Bann gezogen.
„Ich habe das Internet durchsucht, alle Interviews und Dokus über Billie Eilish angesehen. Irgendetwas hat sie in mir ausgelöst.“
Es sind diese Selbstzweifel und die Verlorenheit, die Anna von sich als junge Frau wiedererkennt und der Schmerz als Außenstehende zu sehen, wie ein Mensch, mit so viel Talent, sich selbst so in Frage stellen kann.

„Es gibt diesen buddhistischen Gedanken: Alles was du im Hier und Jetzt änderst, ändert sich sowohl in deiner Vergangenheit, als auch in deiner Zukunft. Wenn ich jetzt auf Konflikte zurückschaue, mit einem neuen Blickwinkel, der versöhnlicher ist, dann nimmt es ein Gewicht von meinen Schultern.“

Anna arbeitet in verschiedenen Jobs, beginnt eine Ausbildung zum klassischen Gesang und kommt schließlich über Umwege zu einem Job in Köln bei Endemol. Geplant waren 3 Monate, geblieben ist sie 4 Jahre. Sie übernahm die Assistenz der Aufnahmeleitung für Notruf/Hans Meiser und hatte nach kurzer Zeit eigene Projekte als Aufnahmeleiterin und Produktionsleiterin. Unterstützt wird sie von ihrer Chefin, Edda Kraft, die ihr Freiraum lässt und ihre Leistung anerkennt.
„Den Job an sich, das Organisieren, fand ich total blöd, aber er ist mir super leichtgefallen. Das Aufregende waren die unterschiedlichen Drehorte, du triffst auf Menschen und Orte, die du sonst nie getroffen oder gesehen hättest.“
Nach 4 Jahren bekommt sie einen neuen Chef, der sie autoritär einengt. Sie merkt zu diesem Zeitpunkt, daß sie keine Angestellte sein kann, daß sie Freiheit braucht.
Anna verlässt Endemol, bewirbt sich an der „Hochschule für Film und Fernsehen – Konrad Wolf“ in Potsdam-Babelsberg und gründet 2006, noch während des Studiums, eine der wenigen Filmproduktionen in weiblichem Besitz: die Anna Wendt Filmproduktion. Mit ihrer Firma produziert sie seither preisgekrönte Spiel- und Dokumentarfilme, zuletzt den ARD Degeto Film „Karla, Rosalie und das Loch in der Wand“.

Die Filmbranche ist immer noch eine Männerdomäne. Hauptrollen, Regie, Drehbuch, Produktion liegen überwiegend in Männerhand. Weibliche Hauptrollen machen angeblich `keine Kasse´, Frauen sind eher Beiwerk zum Helden, 2014 fließen nur 15% der Mittel in Deutschland weibliche Filmemacherinnen zu, Kathryn Bigelow ist bis heute die einzige weibliche Regisseurin, die einen Oskar erhielt.
2014 starteten 300 Regisseurinnen die Initiative Pro Quote Regie um gegen die Ausgrenzungsmechanismen in deutschen Produktionsstrukturen zu demonstrieren.

„Ich habe mich als Frau nie bewusst benachteiligt gefühlt, dachte, ich kann alles schaffen, wenn ich nur hart genug arbeite. Und das habe ich gemacht oder zumindest es versucht. In meinem direkten Umfeld konnte ich zwei sehr erfolgreiche Frauen über die Schulter schauen, Sabine Christiansen und Regina Ziegler. (Anm.: Regina Ziegler ist eine deutsche Filmproduzentin. 1973 gründete sie die Filmproduktionsfirma Ziegler Film. Sie hat nach eigenen Angaben etwa 500 Filmprojekte realisiert und gehört zu den erfolgreichsten Persönlichkeiten der deutschen Filmbranche. Sabine Christiansen, erfolgreiche Moderatorin, Journalistin und Produzentin, war damals die bekannteste Politikdebatte im deutschen Fernsehen.) „Trotzdem ist es hart. Die Konkurrenz ist groß und Projekte zu finanzieren sehr herausfordernd. Das gilt aber genauso auch für meine männlichen Kollegen.“
Anna würde sich eine größere Solidarität unter den Frauen wünschen. Sie steht sich ein, daß sie selbst nur 2 Filme mit Regisseurinnen produziert hat und es meistens zwischenmenschlich herausfordernd war – oft aber auch ausgelöst durch die äußeren Umstände und fehlenden Mittel der Projekte.

Sie hat selbst die Erfahrung gemacht, als Frau angelächelt und unterschätzt zu werden und auch die eine oder andere Niederlage wegstecken müssen.
Ihre eigenen hochgesteckten Ziele mussten sie umwandeln, als 2011 ihr Sohn geboren wurde und parallel dazu die Mutter immer kränker wurde. Sie war sich sicher, daß einfach alles so weiterlaufen könnte.
„Aber das geht dann doch nicht so einfach. Da war plötzlich dieser kleine Mensch, mit eigenen Bedürfnissen – nebenbei ging das für mich nicht. Und dann noch meine Mama, die mich brauchte. Ich wollte damals ganz bewusst weniger arbeiten und dann schlich sich das „nebenbei“ nach und nach doch in mein Leben. While mein Mann arbeitet und den Kopf dafür frei hat, kümmere ich mich um unsere Art, die Wohnung, den Alltag und eben auch, nebenbei, um meinen Job. Das sind nicht die gleichen Bedingungen. „Vielleicht gibt es auch weniger Frauen, weil sie zu viel anderes zu tun haben?“
Anna macht eine Pause.
„Aber die Produzentin lebt, macht weiter.“ Sie lacht.

Mir fällt der Satz der Regisseurin Maren Ade ein: „Für meine Generation ist es nicht cool Feministin zu sein.“
Anna ist cool. Und für mich ist sie Feministin.

* K1: Die Kommune I war eine politisch motivierte Wohngemeinschaft in der Bundesrepublik Deutschland. Sie wurde am 1. Januar 1967 in West-Berlin gegründet und löste sich im November 1969 endgültig auf. Die Kommune I entstand aus der außerparlamentarischen Opposition der Studentenbewegung.

ENGLISCHE ÜBERSETZUNG:

Ein Gespräch mit Anna Wendt, Filmproduzentin

Aufgewachsen im Berlin der 80er Jahre, arbeiten in einer Männerdomäne und einem ambivalenten Feminismus

Als ich Anna zum ersten Mal treffe, teilen wir sofort die gemeinsame Sorge um unsere pflegebedürftige Mutter. Damals waren wir beide intensiv mit der Organisation der Pflege beschäftigt, konfrontiert mit Demenz in all seinen Facetten, Bürokratie mit Krankenkassen und Behörden, absurden Alltagssituationen und einer emotionalen Erschöpfung. Wir sprechen über Verantwortung und Trauer, Schuldgefühle und den Kampf nicht nur um die Mutter, sondern auch um die eigene Existenz.

Anna ist Berlinerin.

„Ich bin in Berlin-Charlottenburg aufgewachsen, direkt am Stuttgarter Platz. Ein geschichtsträchtiger Ort: Nach dem Krieg blühte dort der Schwarzmarkt, Herta Heuwer verkaufte die erste Currywurst um die Ecke, K1 zog ein und machte ihr berühmtes Aktfoto , später gab es ein Baghwan Café. Und es gab auch das Rotlichtmilieu mit Oben-ohne-Bars und Bordellen. Sexualität wurde sehr frei gelebt, antiautoritäre Erziehung war normal, da bin ich nicht gerade behütet aufgewachsen.”

1975 im ehemaligen West-Berlin geboren, sind beide Elternteile Teil der antibürgerlichen Bewegung, aus der eigenen Familie nach Berlin geflüchtet, der Vater aus der Armee geflüchtet, bauen sie sich hier ihr neues, freies Leben auf. Die Eltern trennen sich, als Anna gerade 6 Jahre alt ist. Fortan lebt sie bei ihrer Mutter, die emanzipiert und selbstbewusst lieber alleine lebt, als sich einem Mann anzupassen.

Als Jugendliche erlebt Anna schon früh den „Lolita-Effekt“. Der Körper verändert sich, aber Anna definiert sich als Wildfang und möchte die Freiheit und Ungezwungenheit von gleichaltrigen Jungen leben, die weniger Aufmerksamkeit bekommen. Annas Auftritt wird vermeintlich wichtig. Sie bekommt viel Aufmerksamkeit von Männern, der sie sich nicht gewachsen fühlt.

“Für mich war die Sexualität von Anfang an überwältigend. Noch nicht zu wissen, was ‘richtiges’ Küssen ist oder noch nicht mit einem Jungen schlafen zu wollen, war damals ein Grund, als komisch zu gelten. Und schon früh meine Verspieltheit, mein Lächeln oder mein interessiertes Zuhören Sie wurde fälschlicherweise für Flirt, Zuneigung und Anwerbung gehalten. Als ich dann damit aufhörte, galt ich als eingebildet und arrogant. Es war anstrengend.”
Anna beschreibt sich selbst als chamäleonhaft, die sich jeder Situation anpassen konnte und doch unbedingt anders sein wollte, eben nicht „normal“.

„Ich habe auf eine verklemmte und schräge Art versucht, mich einzufügen, aber gleichzeitig absolut individuell zu sein. Als Trennungskind, ein ‚Berliner Schlüsselkind‘, war ich viel allein und musste früh erwachsen werden.“
Erst die MeToo-Bewegung machte ihr klar, dass auch sie immer wieder das Überschreiten von Grenzen erleben musste.
Es ist eine lange Entwicklung, bis sie auch ihre eigenen Wünsche definieren kann. Dabei halfen ihr die Arbeit mit der Körpertherapeutin Susanne Kukies, Zeit in der Natur, viel Bewegung und kreativer Ausgleich: Fotografieren, Schreiben, Malen und Goldschmieden.
Sie sieht sich früher als Kind eines Vaters, vermisst ihn und orientiert sich an ihm.
“Damals war er in meinen Augen der Erfolgreiche, der Versorger, der es geschafft hat.”
Sie kritisiert immer wieder die oft zu laute, zu große Zustimmung und Unterstützung ihrer Mutter und sehnt sich nach Bestätigung durch den meist eher unbeeindruckten Vater. “Die Mutter sieht mich als Genie, der Vater hat mich kaum wahrgenommen.”
Es scheint schwierig, ein Gleichgewicht zu finden. Anna will alles perfekt machen, einerseits den Vorstellungen ihrer Mutter entsprechen und andererseits von ihrem Vater gesehen werden.
„Meine Mutter wollte mich stark machen, aber ich sehnte mich nach tröstender Zärtlichkeit. Für mich als Teenager war alles so extrem schwarz oder weiß, keine Grautöne. Als ich 12 war, wurde ich in einer Radiosendung gefragt, ob ich auf Jungs stehe und was ich werden wollte, wenn ich groß bin. Meine Antwort: Ich muss unbedingt Karriere machen, sonst lande ich auf der Straße oder als Prostituierte.“
Als sie sich die Aufnahme als Erwachsene noch einmal anhört, wird ihr das Schwarz-Weiß-Denken bewusst, das ständige Streben nach Perfektion, die Strenge gegenüber sich selbst.
Der Tod ihrer Mutter, der große Verlust und die tiefe Trauer eröffnen ihr neue Perspektiven. Sie erkennt, wie wichtig und stark ihre Mutter als Frau und ein wunderbares Vorbild war, dass sie die Konstante, wenn auch eine sehr laute und bunte, in Annas Leben war.

“Ich wünschte, ich hätte ihr das noch sagen können.”

Der Weg in die Filmbranche scheint in die Wiege gelegt. Ihre Mutter arbeitet als Visagistin für den Sender Freies Berlin und nimmt ihre Tochter mit auf die Sets. Der Bahnhof wird zu Annas zweitem Zuhause und sie beobachtet die geschminkten Stars.
Ihr Vater ist erst Kameramann, dann gründet er seine eigene Produktionsfirma:
„Die eigene Firma meines Vaters hat mich als Kind sehr beeindruckt. Sein eigener Laden, als er sagte: Ich gehe in die Firma. Das fand ich cool.“ Nach der Schule zieht es Anna in viele verschiedene Richtungen. Sie will alles tun, nur nicht in die Fußstapfen ihrer Eltern treten. Sie interessiert sich leidenschaftlich für Fotografie, Kunst und klassischen Gesang. Diplomatie findet sie spannend – alle paar Monate begeistert sie eine neue Idee.

Ein Agent will sie als Schauspielerin vermitteln. Sie fotografiert mit Jim Rakete und wird zu Castings geschickt.
„Damals hatte ich nicht genug Selbstvertrauen für die Schauspielerei. Das wurde missverstanden. Mein äußeres Erscheinungsbild und Auftreten im Privaten war im Gegensatz zu den Vorsprechen, ich setzte mich hin, Hände unter den Oberschenkeln und war komplett gelähmt.“
Inspiration findet Anna bei ihren Freunden und oft bei Musikern wie Patti Smith, die sie mit ihrem „Advice to the Young“ sehr beeindruckt hat, Florence Welsh und zuletzt Billie Eilish. Als Anna zum ersten Mal „Ocean Eyes“ hört, ist sie gefesselt.
„Ich habe im Internet gesucht, mir alle Interviews und Dokumentationen über Billie Eilish angesehen. Irgendetwas hat sie in mir ausgelöst.“

Es sind diese Selbstzweifel und Verlorenheit, die Anna an sich selbst als junge Frau erkennt und den Schmerz als Außenseiterin zu sehen, wie ein Mensch mit so viel Talent sich selbst so in Frage stellen kann.

„Es gibt diesen buddhistischen Gedanken: Alles, was du im Hier und Jetzt änderst, ändert sich sowohl in deiner Vergangenheit als auch in deiner Zukunft. Wenn ich jetzt mit einer neuen, versöhnlicheren Perspektive auf Konflikte zurückblicke, nimmt mir das eine Last von den Schultern.“

Anna arbeitet in verschiedenen Jobs, beginnt eine Ausbildung im klassischen Gesang und bekommt schließlich über Umwege einen Job in Köln bei Endemol. Der Plan war für 3 Monate, aber sie blieb 4 Jahre. Sie übernahm die stellvertretende Aufnahmeleitung bei Notruf/Hans Meiser und hatte nach kurzer Zeit eigene Projekte als Aufnahmeleiterin und Produktionsleiterin. Unterstützt wird sie dabei von ihrer Chefin Edda Kraft, die ihr Freiräume lässt und ihre Leistung anerkennt.
„Der Job an sich, das Organisieren, fand ich total blöd, aber es ist mir super leicht gefallen. Das Spannende waren die verschiedenen Locations, man trifft Leute und Orte, die man sonst nie getroffen oder gesehen hätte.“
Nach 4 Jahren bekommt sie einen neuen Chef, der autoritär ist und sie einengt. Sie erkennt an diesem Punkt, dass sie keine „Angestellte“ sein kann, dass sie Freiheit braucht. Anna verlässt Endemol, bewirbt sich an der „Hochschule für Film und Fernsehen – Konrad Wolf“ in Potsdam-Babelsberg und gründet 2006 noch während des Studiums eine der wenigen Filmproduktionsfirmen in Frauenhand: die Anna Wendt Filmproduktion. Mit ihrer Firma produzierte sie seitdem preisgekrönte Spiel- und Dokumentarfilme, zuletzt den ARD-Degeto-Film „Karla, Rosalie und das Loch in der Wand“.

Die Filmbranche ist immer noch eine Männerdomäne. Hauptrollen, Regie, Drehbuch, Produktion liegen überwiegend in Männerhänden. Weibliche Hauptdarsteller verdienen angeblich kein Geld, Frauen sind eher Accessoires des Helden, 2014 gehen nur 15% der Förderung in Deutschland an Filmemacherinnen, Kathryn Bigelow ist immer noch die einzige Regisseurin, die einen Oscar erhält.
2014 haben 300 Regisseurinnen die Initiative Pro Quote Regie ins Leben gerufen, um gegen Ausgrenzungsmechanismen in deutschen Produktionsstrukturen zu demonstrieren.
„Ich habe mich als Frau nie bewusst benachteiligt gefühlt, dachte, ich könnte alles schaffen, wenn ich nur hart genug arbeite. Und das habe ich getan oder zumindest versucht. In meinem direkten Umfeld konnte ich beiden sehr über die Schulter schauen.“ erfolgreiche Frauen, Sabine Christiansen und Regina Ziegler. (Anmerkung: Regina Ziegler ist eine deutsche Filmproduzentin. 1973 gründete sie die Filmproduktionsfirma Ziegler Film. Sie hat nach eigenen Angaben rund 500 Filmprojekte realisiert und ist damit eine der erfolgreichsten Persönlichkeiten der deutschen Filmbranche. Sabine Christiansen, erfolgreiche Moderatorin, Journalistin und Produzentin, war damals die bekannteste Polit-Debattiererin im deutschen Fernsehen. „Trotzdem ist es hart. Der Wettbewerb ist hart und die Finanzierung von Projekten eine große Herausforderung. Aber das gilt genauso für meine männlichen Kollegen.”
Anna wünscht sich mehr Solidarität unter den Frauen. Sie gesteht sich ein, dass sie selbst erst 2 Filme mit Regisseurinnen produziert hat und dass es zwischenmenschlich meist herausfordernd war – oft aber auch ausgelöst durch die äußeren Umstände und fehlenden Mittel der Projekte.

Sie selbst hat die Erfahrung gemacht, als Frau verspottet und unterschätzt zu werden und musste auch die ein oder andere Niederlage hinnehmen.
Als 2011 ihr Sohn geboren wurde und ihre Mutter zunehmend krank wurde, musste sie ihre eigenen ehrgeizigen Ziele ändern. Sie war sich sicher, dass alles so weitergehen konnte.
„Aber es war nicht so einfach. Plötzlich war da dieser kleine Mensch mit seinen eigenen Bedürfnissen – das konnte ich nicht nebenher machen. Und dann war da noch meine Mama, die mich brauchte. Damals wollte ich bewusst weniger arbeiten und dann hat sich nach und nach das „nebenbei” in mein Leben eingeschlichen. Während mein Mann arbeitet und den Kopf frei hat, kümmere ich mich um unser Kind, die Wohnung, den Alltag und nebenbei auch um meinen Job. Das sind nicht die gleichen Bedingungen. Vielleicht gibt es auch weniger Frauen, weil sie zu viel anderes zu tun haben?“

Anna hält inne.

„Aber der Produzent lebt und macht weiter.“ Sie lacht.

Da fällt mir der Satz der Regisseurin Maren Ade ein: “Für meine Generation ist es nicht cool, Feministin zu sein.”
Anna ist cool. Und für mich ist sie eine Feministin.

 

*Kommune 1 oder K1 war die erste bekannte deutsche Kommune in den 1960er Jahren. Sie wurde im Januar 1967 von acht Männern und Frauen der „APO“ (Außerparlamentarische Opposition) in Berlin gegründet. Es existierte zwei Jahre und hatte großen Einfluss auf die Entwicklung und Wahrnehmung der Kommunen in Deutschland Ende der sechziger Jahre. Bekannt wurden die Mitglieder durch ihre Mischung aus künstlerischer und politischer Provokation, ihre langen Haare und ihre vermeintliche Promiskuität. Dieses Klischeebild von jungen, politischen Hippies sollte viele Jahre die deutsche Kommunalbewegung heimsuchen. Einer der berühmtesten Besucher des K1 war Jimi Hendrix.

 


Grey Friends

Grey Friends – Making of

„Grey Friend“ und „The Hunter“ sind die ersten Styles der Slow-Luxury-Accessoires-Linie von AGNES NORDENHOLZ.
Das Fell stammt von einer sehr seltenen altdeutschen Schafrasse, der `Heidschnucke der Lüneburger Heide´.
Während des Heranwachsens entwickeln die Schafe das typische graue Fell mit Weiß- und Brauntönen.
Jedes Stück ist somit einzigartig durch die natürliche Variation der Farbgebung.
Die Lüneburger Heide ist eine historische Kulturlandschaft im Norden Deutschlands.
Seit Jahrhunderten trägt die Heidschnucke dazu bei, die Heide durch Beweidung klar zu halten.
Daher ist es wichtig, das kulturelle Erbe und das Ökosystem zu erhalten.

Jede Haut wird handverlesen und von Hand geschnitten.
Wenn die Taschen vom Hersteller zurückkommen, beginnt die Pflege im Atelier von AGNES NORDENHOLZ.
Jede Tasche bekommt von Hand einen `Haarschnitt´ und das Fell wird lange gebürstet, um alle Haare in die richtige Richtung zu bringen.
Die Taschen werden mit einer kleinen Bartbürste aus Birnbaum und Wildschweinhaar von einem traditionellen Bürstenmacher aus Deutschland geliefert.
Das Bürsten des Fells glättet nicht nur die Haare, sondern wirkt beruhigend und meditativ.


Die Geschichte hinter dem Logo

Die Geschichte hinter dem Logo

Im Frühjahr 2021 haben wir ein Rebranding vorgenommen mit Hilfe des Designers
Markus Nowak/supermarkt me. Wir hatten lange Gespräche über die
Geschichte hinter der Marke, die viel mit meinen familiären Wurzeln zu tun hat.
NORDENHOLZ ist der Mädchenname meiner Großmutter und mein Designansatz
ist sehr geprägt von ihrem Können und Liebe zu alten Handwerkstechniken wie Stricken, Nähen und der Anfertigung von
Klöppelspitze. Sie hat immer an etwas gearbeitet und ich habe immer noch die schönen Taschentücher mit der handgefertigten
Klöppelborte,
die sie uns regelmäßig zu Weihnachten geschenkt hat.
Auf der anderen Seite verdanke ich fast alles der spielerischen Kreativität und dem raffinierten Stil meiner Mutter, ihrer Liebe zu
Kunst und Literatur und ihre endlose Unterstützung und Glaube an mich.

In Bayern gibt es eine sehr alte Tradition von Präparatoren: der “Wolpertinger”, ein Fantasietier, das aus den unterschiedlichen Körperteilen von Tieren entsteht. Mein Vater war Bayer und hat im Ruhestand eine Flusskrebszucht aufgebaut. Als ich ein Kind war, verbrachten wir viel Zeit in Bayern. Mein Vater brachte uns das Fischen bei und wie man Flusskrebse fängt. Wir verbrachten die Tage in der Natur und ich bin dankbar für diese Erfahrung.
Manchmal besuchten wir Tier-Präparatoren, was auf dem Land üblich ist, da sie die toten Tiere von Jägern und Fischern präparieren und
ich war fasziniert von diesen ziemlich seltsamen Figuren.

Die Kombination der Wurzeln meiner Mutter, ihrer Großeltern, die mit Wolle und Leder arbeiteten, und meines Vaters,
der fasziniert war von Flusskrebsen und eine Flusskrebszucht in Bayern gründete, zeigt das Firmen Logo als eine Kombination aus einem Schaf und einem Flusskrebs.


Wählen Sie Natur

Wählen Sie Natur

Natur wählen

Als ich AGNES NORDENHOLZ 2015 gegründet habe, war mir klar, dass es darum geht, etwas zu verändern. Nachdem ich eine Weile in der Modebranche tätig war, fühlte ich mich immer weniger von Mode angezogen und verspürte nicht mehr die Freude und Aufregung, die mich einst dazu veranlassten, Modedesign zu studieren.

Die Mode hat sich in den letzten 30 Jahren verändert und ist zu einem Wettlauf geworden, immer neuen Trends zu folgen, Waren mit einem sehr kurzen Lebenszyklus für immer weniger Geld zu konsumieren.
Die Globalisierung führte häufig zu einer Produktionskette, die auf Niedriglohn-Produktionsländern und Produktionsstätten mit geringeren Sozial- und Umweltstandards aufbaut.
Kleidung ist Teil unserer Kultur, es geht um Handwerkskunst, Heritage und unsere Identität. Unsere Kleidung kommuniziert Informationen über uns, unsere Gesellschaft,
unsere Kultur und unsere Werte.
Sie können Freude oder Trauer, Bescheidenheit oder Verspieltheit, Rebellion oder Konformität ausdrücken.
Aber du triffst eine Wahl und du kommunizierst.
Was ist der Inhalt der Kommunikation, wenn wir Kleidung tragen, die unter Bedingungen hergestellt wird, die wir für uns selbst nicht akzeptieren würden, die aus Materialien besteht, die die Umwelt belasten und die eine Qualität haben, die nicht lange hält? Was ist der Inhalt der Kommunikation, wenn wir Kleidung kaufen, nur weil sie so billig ist, dass es nicht weh tut, wenn wir sie wegwerfen, vielleicht sogar ohne sie zu tragen? Fast Fashion ist heute wie eine Droge. Getrieben vom ständigen Verlangen nach Neuem bleibt man hungrig und fühlt sich trotzdem leer.

Die Absicht meiner Arbeit ist es, Produkte mit Seele zu schaffen. Und das braucht Zeit.

Was bedeutet das?

AGNES NORDENHOLZ setzt auf Nachhaltigkeit und einen langsamen Prozess.

Produktion mit sozialen und ethischen hohen Standards unter Verwendung von Materialien und Techniken,
die das Beste für die Umwelt sind und eine hohe Haltbarkeit bieten.
Das Design soll eher Produkte entwickeln, die lange halten, als saisonale Trends.
Deshalb produziert AGNES NORDENHOLZ das ganze Jahr über in einem bewussten Tempo
statt der Hektik des traditionellen Modekalenders zu folgen.

WÄHLEN SIE DIE NATUR

Ich habe mich entschieden, für meine Produkte nur natürliche Materialien zu verwenden, da diese biologisch abbaubar und langlebig sind.
Die Hauptmaterialien sind Leder, Wolle und Leinen.
Die Materialien stammen aus europäischen Produktionen, die einen hohen Qualitätsstandard und höchste Umwelt- und Tierschutzanforderungen haben.

WARUM LEDER, WOLLE UND LEINEN?

Einer meiner Urgroßväter war Kaufmann in der Wollindustrie, der andere Ledergerber und mein Vorname ist AGNES ( agnus bedeutet Lamm auf Latein).
Es scheint fast eine Bestimmung zu sein.
Leder, Wolle und Leinen haben die längste Geschichte in unserer Kultur.

LEDER

Leder ist eines der langlebigsten und vielseitigsten Materialien. Es ist ein Nebenprodukt der Lebensmittelindustrie und somit von Anfang an nachhaltig.

AGNES NORDENHOLZ arbeitet nur mit europäischen Gerbereien mit hohen Produktionsstandards zusammen, die nur Häute von Landwirten mit den besten Standards im Tierschutz verwenden.

Das Leder ist vegetabil gegerbt, d.h. der Gerbprozess erfolgt mit natürlichen Inhaltsstoffen von Bäumen, Früchten oder Gemüse. Es ist die älteste und traditionellste Methode, die es seit Jahrhunderten gibt. Es ist ein langsamer Prozess, der dem Leder eine besondere Eigenschaft verleiht und mit der Zeit an Wert gewinnt.
Pflanzlich gegerbtes Leder enthält keine Schadstoffe und ist für Metallallergiker sehr gut verträglich.

 

WOLLE

Wolle ist einfach die beste Faser der Welt.
Es ist eine nachwachsende Naturfaser, die von frei weidenden Tieren stammt.
Wolle ist atmungsaktiv, biologisch abbaubar,
knitterfrei, eine aktive Faser, die auf Körpertemperatur reagiert, schmutzabweisend, pflegeleicht, geruchsabweisend.
Besonders Merinowolle ist eine extrem feine Faser, die Ihrer Haut ein weiches und luxuriös sanftes Gefühl verleiht.

Aufgrund der hohen Qualität ist Wolle auch die am meisten recycelte und wiederverwendete Faser.

LEINEN

Leinen ist eine der ältesten Fasern, die in der menschlichen Kultur verwendet werden.
Es wird aus der Flachspflanze hergestellt, die eine sehr anspruchslose Pflanze ist, die sogar auf trockenem Land wächst und viel weniger Wasser und Pestizide zum Wachsen benötigt als die
`Durstige Baumwolle´. Der Flachsanbau erlaubt keine Monokulturen, sondern benötigt ein Wechselanbausystem, um die besten Ergebnisse zu erzielen.
Leinen ist eine starke Faser, es kühlt und saugt und trocknet viel schneller als Baumwolle. Es hat antibakterielle Eigenschaften und ist antiallergisch.
Besonders bei heißem und schwülem Wetter spendet es Kühle und Frische. Durch die Inhaltsstoffe der Faser erhält sie einen natürlichen seidigen Glanz. Das älteste Kleidungsstück aus Leinen stammt aus dem Jahr 4000 v. Chr. und wurde in einem ägyptischen Grab gefunden.
Seit vielen Jahren arbeite ich mit traditionellen Leinenherstellern aus Österreich und Irland zusammen.